Seit gut einem Jahr können Studierende der Fachhochschule Dortmund an einem Prüfstand von Vogelsang & Benning praktische Erfahrungen in den Bereichen Antriebs-, Automatisierungs- und Messtechnik bei Elektromotoren sammeln. Für Prof. Dr. Nick Raabe, Laborleiter für Elektrische Antriebssysteme im Fachbereich Elektrotechnik, ein Musterbeispiel für eine gelungene Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Prof. Raabe, warum haben Sie einen Partner in der Industrie für die Entwicklung des Laborprüfstands gesucht?
Bislang konnten unserer Studierenden an Laborplätzen lediglich elektrische Maschinen kleinerer Leistung kennenlernen und einfache Kennlinien aufzeichnen, was für vorlesungsbegleitende Praktika ausreichend ist. Mir war aber wichtig, dass sie auch industrienahe Versuche und Projekte durchführen können, die sie konkreter auf das spätere Berufsleben vorbereiten. Daher haben wir einen Partner aus der Wirtschaft gesucht, der die Anforderungen aus der Praxis kennt und für uns ein passendes Prüfsystem für den Lehrbetrieb entwickeln kann.
Was waren die konkreten Anforderungen an das Prüfsystem?
Die Studierenden arbeiten an Projekten mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den Bereichen Antriebs-, Automatisierungs- und Messtechnik. Dementsprechend waren wir an einem flexiblen System interessiert, das vielfältige Möglichkeiten bietet, an elektrischen Maschinen zu forschen und professionell zu messen. Das Konzept von Vogelsang & Benning hat uns überzeugt: Um möglichst viele unterschiedliche Motoren prüfen zu können, stehen die Prüflinge auf einem Hubtisch, der entsprechend der Achshöhe des Motors elektrisch einstellbar und bis zu 500 kg belastbar ist. Auch das Leistungsmessgerät mit seinen sechs Strom- und Spannungskanälen in zwei Gruppen bietet umfangreiche Analysemöglichkeiten. Eine weitere Anforderung war eine Entwicklungsumgebung auf Basis der Software Codesys, die unsere Studierenden bereits aus den Vorlesungen kennen. Theorie und Praxis können so optimal verknüpft werden.
Wie sind die Erfahrungen der Studierenden nach einem Jahr?
Bereits vor Inbetriebnahme des Prüfstands gab es großes Interesse von Studierenden. So wurden im Februar 2022 gleich drei Projekte im Rahmen von Masterarbeiten begonnen. Im Fokus standen zum Beispiel Themen wie die Automatisierung des Leerlaufversuchs nach IEC 60034-2-1 oder Analyse und Vergleich von Einzelverlusten und des Wirkungsgrads bei Netz- und Frequenzumrichterbetrieb. Im weiteren Verlauf des Jahres folgten dann drei weitere Projekte von Bachelorstudierenden.
Die Studierenden können nach einer Sicherheitseinweisung selbstständig am Prüfstand arbeiten, was sie sehr zu schätzen wissen. Das System stellt eine Vielzahl von Daten zur Verfügung, was für die Studierenden Fluch und Segen zugleich ist, da sie auswählen müssen, welche Daten relevant sind. Damit müssen sie aber auch später im Beruf umgehen können. Es sind besonders Studierende, die sich selbst herausfordern möchten, die wir mit dem Prüfstand ansprechen.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit Vogelsang & Benning?
Sehr gut, sowohl in der Entwicklungsphase als auch jetzt im Betrieb. Vogelsang & Benning ist individuell auf unsere Anforderungen eingegangen. Wir benötigten einen Prüfstand im Roh-Zustand, bei dem wir bewusst auf eine umfangreiche Automatisierung verzichten wollten. Dies war auch für das Unternehmen ein ungewöhnliches Projekt. Wenn bei der laufenden Arbeit mit dem System Fragen auftauchen, steht uns immer ein Ansprechpartner von Vogelsang & Benning zur Verfügung. Wir spiegeln zudem gerne unsere praktischen Erfahrungen aus den Versuchen, davon profitiert auch das Unternehmen. Schließlich ist der Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft keine Einbahnstraße.
Wie wichtig ist für Sie eine enge Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft?
Als Fachhochschule steht bei uns eine möglichst praxisnahe Lehre und Forschung im Fokus. Wir pflegen daher ein enges Netzwerk mit Unternehmen in der Region, zum Beispiel um Studierenden im Rahmen von Praktika und Abschlussarbeiten die Möglichkeit zu bieten, Erfahrungen im betrieblichen Alltag zu sammeln. Gerade die Zusammenarbeit mit Vogelsang & Benning zeigt, dass eine enge Kooperation mit der Industrie ein echtes Plus für die Ausbildung ist.
Einen ausführlichen Artikel zum Thema finden Sie in der Ausgabe 12/2022 der Fachzeitschrift Antriebstechnik
Sie sind Mitarbeiter einer Hochschule oder Universität und interessieren sich ebenfalls für Prüfstände und Testsysteme für den Lehr- und Forschungsbetrieb? Dann wenden Sie sich gerne an unseren Ansprechpartner:
Dipl. Ing. Thomas Herröder
Tel. +49 (0) 2327 / 547-270
E-Mail: Thomas.Herroeder@VogelsangBenning.de
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